Dirk Müller äußert sich in einem ausführlichen Interview beim Focus zu den wirklichen Ursachen der Eurokrise. Es geht um Rohstoffvorräte und einen Währungskrieg. Die Erklärungen, die Dirk Müller gibt, klingen absolut logisch und erklären endlich bis ins Detail, was eigentlich vor sich geht.
Dirk Müller warnt eindringlich vor einer Fortsetzung der Währungsunion in der jetzigen Form. Der Euro ist die Achillesferse Europas. Er rät zur Einführung von Parallelwährungen mit der Möglichkeit von Auf- und Abwertungen (genau wie die AfD!). Kein Land braucht Angst davor zu haben, schon gar nicht Deutschland. Jedes Land braucht seine maßgeschneiderte eigene Währung. Merkels Kurs führt unweigerlich in den Bürgerkrieg, da er Europa vor eine Zerreißprobe stellt und andere sich derweil die Hände reiben, um unseren Kontinent auszuplündern.
Die von IWF und EU verordneten Sparzwänge hält Dirk Müller für fatal für die Wirtschaft Europas. Er hält sie für einen Teil eines miesen Spiels, das nicht den Interessen Europas dient. Stattdessen entwirft er ein alternatives Szenario für einen Ausweg aus der Krise. Anstatt „gutes Geld“ zu vernichten, sollte es sinnvoll investiert werden.
Hier ein paar Zitate, aber lesen Sie unbedingt das ganze Interview!
Währungskrieg Dollar ↔ Euro
Europas Gesamtschulden sind sogar niedriger als die Amerikas oder Japans. Aber nur gegen die Achillesferse Europas laufen die Angriffe seit 2008 gezielt und koordiniert.
Vielen völlig unterschiedlichen Staaten eine gemeinsame Währung überzustülpen, führt von vornherein zu erheblichen Problemen. Diese Achillesferse haben wir uns selbst zu verdanken. Aber die Pfeile gegen unsere Achillesferse werden sehr gezielt und mit knallhartem Kalkül über den Atlantik gefeuert.
Rohstoffkrieg USA ↔ Europa:
Die Griechen hätten eine sehr gut funktionierende Wirtschaft, hätten sie nicht die Währung, die sie haben. Oder würden sie die Gasvorkommen anzapfen. Schließlich sitzen sie auf den größten Reserven Europas.
Griechenland sitzt nicht nur auf sagenhaften Öl- und Gasvorkommen, sondern auf einer ganzen Reihe von bedeutenden Minerallagerstätten. Man kann mit Recht behaupten, dass Griechenland eines der größten Rohstoffvorkommen Europas aufweist.
Und spätestens jetzt drängt sich eine Frage unweigerlich auf: Was für ein Spiel wird hier eigentlich gespielt? Wir lassen Griechenlands Wirtschaft durch drakonische Sparpakete absaufen, überweisen Hunderte von Milliarden, um die Altgläubiger schadlos zu halten. Vergeuden dabei Milliarden an Steuergeldern in Deals ohne Wiederkehr samt Schuldenschnitt, während Griechenland auf Rohstoffen sitzt, die dessen Schuldenberg um ein Vielfaches übersteigen.
Es sieht so aus, als sei Papandreou die ausführende Marionette Amerikas gewesen und habe mit aller Macht den Bruch Griechenlands mit Europa herbeiführen sollen.
Im Zentrum stehen die griechischen Rohstoffe, die entstehende Konkurrenz durch ein bis zu diesem Zeitpunkt immer stärker zusammenwachsendes Gebilde ´Einiges Europa´ und vor allem ein Euro, der den US-Dollar als Weltwährung massiv bedrohte.
Warum thematisieren wir als Europäer diese europäischen Gasvorkommen überhaupt nicht? Stattdessen riskieren wir, dass Griechenland und Zypern aus der Europäischen Union gedrängt werden. Jene Staaten, die auf riesigen Gasvorkommen sitzen.
Bezeichnend wie bizarr: Als Zypern Bundesfinanzminister Schäuble anbot, 30 Prozent der künftigen Gaserträge als Pfand zu hinterlegen oder an Europa abzutreten, sagte Schäuble, das sei kein Diskussionsthema. Und da muss ich doch fragen: Warum? Wessen Lied singt der Mann eigentlich?
Wir stehen ja im Kampf um die zukünftige Vorherrschaft in der Welt. Und Europa und Amerika sind in diesem Zusammenhang Konkurrenten. Die USA haben kein Interesse daran, dass Europa zu einem großen einigen Kontinent wird.
Internationaler Währungsfonds als verlängerter Arm von Goldman Sachs und USA:
Trotzdem hat sich Ottmar Issing als Berater der Bundesregierung bei Merkel durchgesetzt, der sich massiv für den IWF einsetzte. Jener Issing, der übrigens auch Berater von Goldman Sachs ist. Für die Frage, ob hier ein Interessenkonflikt besteht, hat sich wohl niemand interessiert. Der IWF wird von vielen mit der Materie Vertrauten seit jeher als verlängerter Arm der USA bezeichnet.
Und an dieser Stelle denken wir doch bitte nochmal an die Entwicklung der griechischen Tragödie seit 2009 zurück. Wir denken an die Öl- und Gasvorkommen, die auf eine Erschließung warten, wir denken an die Kredite des IWF und seiner Troika an Griechenland. Wir denken an die Forderung des IWF nach dramatischen Sparpaketen bei der Bevölkerung. Wir denken an die Forderungen nach einer Privatisierungswelle und dem Verkauf von Staatsbesitz in Griechenland. Und jetzt stellen wir noch einmal die Frage vom Beginn des Buches: Cui bono? Wem nutzt es?
Im Juni 2012 gibt es zwei Stellungnahmen dieses IWF, die die ganze Perversion der Zusammenhänge offenbaren: dpa-Meldung: ´IWF fordert von Spanien zusätzliche Sparanstrengungen.´ Handelsblatt: ´IWF warnt USA vor einem Sparwahn.´ (. . .) Der IWF warnt die USA davor, es mit dem Sparen zu übertreiben. Derselbe IWF, der im selben Monat von Spanien, Portugal und Griechenland, die in der tiefsten Rezession seit Jahrzehnten stecken, noch größere Sparanstrengungen fordert. Das ist entweder schizophren oder bösartig.
In einer schweren Rezession dramatische Sparprogramme durchzupeitschen führt zum Zusammenbruch der Wirtschaft und zu Massenarbeitslosigkeit. Wir setzen ausschließlich Reformen und Sparpakete um, und das während der größten Wirtschaftskrise seit Jahrzehnten.
Falsche Konzepte von IWF und Merkel und ihre Folgen für Europa:
Griechenland ist in der gleichen Situation wie Deutschland zur Weimarer Zeit. Nicht nur wirtschaftlich betrachtet. Ich selbst war in Griechenland und habe gesehen, was die Partei Goldene Morgenröte aufführt. Das sind schlimmste Szenen. So etwas habe ich noch nicht einmal in Dokumentationen über das Dritte Reich gesehen.
Wir wenden insgesamt die völlig falschen Konzepte an. Wir sparen und würgen damit die Wirtschaft erst recht ab. Und gängeln Europas Sorgenkinder obendrein mit einer Währung, die nicht zu ihrer Leistungsfähigkeit passt. Der Euro, so wie er ist, spaltet Europa.
„Sobald die Diskussion um den Euro aufkommt, dauert es nicht lange, bis die Ersten ein berühmtes Merkel´sches Mantra wiedergeben: ´Die deutsche Wirtschaft braucht den Euro.´ Ohne den Euro würde der deutsche Export mindestens zusammenbrechen, wenn nicht gar völlig verschwinden. (. . .) Ich frage mal ganz frech: Warum? Wir dürfen daran erinnern, dass Deutschland zu einer Zeit, als wir die D-Mark hatten, eine Währung, die 1 : 1 zu unserer jeweiligen Wirtschaftskraft passte, Exportweltmeister war. Ja, da schau hin! Offenkundig ist unsere Exportwirtschaft durchaus in der Lage, mit einer Währung klarzukommen, die unserer Leistungsfähigkeit entspricht.
Ein weiterer Euro-Mythos der letzten Krisenjahre war das Kanzler-Mantra: ´Ohne Euro zerbricht Europa.´ Ich halte diesen Satz für hanebüchenen Unfug.
Haben wir denn vor dem Euro in Europa Krieg geführt? Führen wir mit Polen Krieg, weil die den Zloty haben? Gerade wenn man sieht, was in Griechenland auf den Straßen los ist. Oder auch in Spanien. Das sind bürgerkriegsähnliche Zustände. Und das ist nicht die Folge falscher Entscheidungen über ein Glühbirnenverbot aus Brüssel. Sondern die Folge einer falschen Währung.Der Euro bringt die Gefahren von Bürgerkriegen und nicht von Frieden. Wer etwas anderes behauptet, der hat die Zusammenhänge nicht verstanden.
„Wir haben in Europa aktuell 27 Staaten, von denen zehn keinen Euro haben. Ist Ihnen irgendwie aufgefallen, dass Dänemark sich von Europa ablöst oder dass Polen sich über die Ostsee davonmacht?
Das ist doch interessant zu sehen, mit welcher Dynamik sich jene europäischen Staaten entwickelt haben, die keinen überbewerteten Euro als Ballast mit sich schleppen mussten. Gerade Länder wie Polen, Bulgarien, Tschechien, Rumänien galten schon immer als wirtschaftlich schwieriges Terrain. Aber siehe da, mit einem gemeinsamen Markt der Europäischen Union und gleichzeitig einer Währung, die der eigenen Leistungsfähigkeit entspricht, ist ein Boom möglich, der diese Länder fast mit Mitleid auf ihre Euro-Nachbarn sehen lässt.“
Braucht Europa den Euro wirklich nicht?
Nein. Wer heute noch das Wort redet für den Erhalt eines Euro, so wie er ist, der ist der eigentliche Gegner Europas. Offene Grenzen, ein freier Handel – das alles hat nichts mit einer gemeinsamen Währung zu tun. Für viele Mitgliedsländer ist der Euro ein gigantischer Ballast. Also muss ich doch überlegen, ob es nicht besser ist, Alternativen zu schaffen.
Alternative zum Eurosystem: nationale Parallelwährungen
„Ein Auflösen der Währungsunion könnte auch dadurch entstehen, dass man den Euro einfach weiterbestehen lässt, aber jedes Land zusätzlich seine eigene Währung herausgibt. Die neue Drachme, die neue Lira und die neue D-Mark. Der Euro bleibt bestehen und wird seinen eigenen Wechselkurs zu den jeweiligen Währungen entwickeln.
Natürlich würde diese neue Mark – nicht zu verwechseln mit einer Revolution der UckerMark, Frau Merkel – sofort um etwa 20 Prozent gegenüber dem Euro aufwerten.
Positive Folgen von Wechselkursen:
In Deutschland hätten der Staat, die Bürger und die Unternehmen schlagartig eine geringere Schuldenlast. Wer Geldguthaben besitzt, verliert einen Teil seiner Kaufkraft. Dennoch kommt es vermutlich zu einem Wirtschaftsaufschwung, weil der Staat nun wieder freier ist und investieren kann, die Bürger eine stärkere Kaufkraft ihrer Löhne, Gehälter und Renten erfahren, die den Rückgang beim Export (es wird für Ausländer nun teurer, in Deutschland einzukaufen) vermutlich ausgleichen könnte.
Das Schuldgeldsystem und der Umgang mit Staatsschulden:
Unser gesamtes Weltwirtschaftssystem basiert heute auf einem Schuldgeldsystem.
Einen Teil dieses so geschaffenen Geldes leihen sich die Banken selbst von der Zentralbank. Diese erschafft dann das Geld und verleiht es an die private Bank. Wieder ist also parallel mit dem geschaffenen Geld ein Kredit – Schulden – in exakt gleicher Höhe entstanden.
Wir überlegen uns verzweifelt, wie wir die Schulden vernichten können. Unser Lösungsansatz ist bisher: Indem wir die Geldguthaben vernichten. Egal, ob durch Inflationierung, Schuldenschnitt oder Zypern-Modell – alles läuft darauf hinaus, die Schulden zu vernichten und parallel die gleiche Menge an Geldguthaben zu vernichten. Das ist doch pervers. Stattdessen sollten wir dieses Guthaben nutzen, um die Dinge zum Besseren zu bewegen.
„Wir haben eine Energiewende, die dringend Milliarden an Investitionsgeldern sucht. Gleichzeitig haben wir Versicherungen, die ebenso händeringend nach ertragreichen und zugleich sicheren Anlagemöglichkeiten suchen. Was liegt näher, als diese beiden Interessen zusammenzubringen? Wir müssten die Investitionen (. . .) ebenso sicher machen wie die Investition in Staatsanleihen.
Auf diese Weise werden europaweit Billionen an Euro zu potenziellen Investition in die Energie-Infrastruktur und damit in die Energiewende freigestellt. Das Risiko für die garantierenden Staaten ist ausgesprochen gering, denn in jedem Fall stehen ja all den investierten Geldern wertvolle Sachvermögen gegenüber. Wenn der Staat also tatsächlich ausfallende Gelder ersetzen müsste, würde er im Gegenzug Eigentümer dieser Anlage, die ja einen volkswirtschaftlichen Wert darstellen.
Durch die riesigen Summen, die nun in kürzester Zeit und nur begrenzt durch die Leistungsfähigkeit der europäischen Industrie in diese Infrastrukturpläne fließen, kommt es zu einem starken Wirtschaftsboom auf dem gesamten europäischen Kontinent. Und dieser Boom wird sich nicht nur auf die direkt beteiligten Branchen auswirken.
Die Löhne steigen, die Arbeitslosenzahlen sinken. Die Menschen haben wieder Geld zum Ausgeben, und sie werden das auch tun, wovon wiederum die übrigen Branchen profitieren.
Mit einem solchen Konzept sind Schulden und Geldguthaben zu gleichen Teilen aus dem System verschwunden, dafür sind in genau dieser Größenordnung Sachwerte entstanden, die das Vermögen und den Wohlstand der Volkswirtschaft massiv erhöhen und langfristig große Erträge abwerfen.
Sofort Schluss mit diesen dramatischen Sparpaketen. Und stattdessen Investition in die Energiewende mit privatem Kapital. Das Geld ist ja überall vorhanden. Wir müssen es nur in die Wirtschaft treiben und damit einen Boom auslösen. Wir könnten die Arbeitslosen von der Straße holen und in den Aufschwung hinein die nötigen Reformen durchsetzen. Wir könnten Europa unglaublich attraktiv gestalten. Ganz ohne irgendwelche Zwangsmaßnahmen oder Schuldenschnitte.