Nach seinem Vortrag in Frankfurt wurde Bernd Lucke unter anderem gefragt, wie die Auflösung der Währungsunion konkret vonstatten gehen könnte. Prof. Lucke erläutert dabei die Einführung von Parallelwährungen für die Südländer der Eurozone. Der Vorteil besteht darin, dass die Nordländer nicht mehr für die Schulden der Südländer haften müssen (was ohnehin verboten ist!) und dass die Südländer mit einer eigenen Währung abwerten können, was sie wieder wettbewerbsfähig machen würde.
Prof. Wilhelm Hankel geht einen Schritt weiter. Er meint, dass alle Länder der Währungsunion nationale Währungen einführen sollten, um den Euro zu einer Art „Goldstandard“ zu machen, zum „Euro+“. In Hankels System gibt es keine fixen, sondern wechselnde Kurse. Der „Euro+“, der eine solche Währungszone repräsentieren würde, könne so zu einer hochattraktiven Hartwährung werden und andere Interessenten wie Norwegen und Russland zum Beitritt bewegen. Der „Euro+“ stellt also eine gemeinsame Bemessungsgrundlage für einen Verbund verschiedener nationaler Währungen dar.
Prof. Lucke: Rückabwicklung der Euro-Einführung in den Südländern
1999 wurde der Euro eingeführt, und zwar für alle unbaren Transaktionen zu einem fixen Kurs zur nationalen Währung. Der Euro wurde für alle unbaren Zahlungen benutzt, die nationale Währung für alle Barzahlungen. Ab 1. Januar 2002 wurden dann auch das Bargeld auf Euro umgestellt. Diesen Prozess muss man einfach wieder umkehren, also alle unbaren Zahlungen in nationaler Währung ausführen, während man weiterhin mit €-Scheinen und – münzen bar bezahlen kann. Prof. Lucke möchte erreichen, dass die Südländer nationale Parallelwährungen einführen, die dann gegenüber dem Euro abwerten können. Für uns hat das den Vorteil, dass wir nicht mehr für die Schulden dieser Länder haften (was die No-Bail-Out-Klausel untersagt!) und dass wir an Kaufkraft gewinnen.
Ab Min. 10:28 geht es um die Einführung von Parallelwährungen:
Prof. Hankel: Nationale Währungen in allen Ländern und „Euro+“
Prof. Wilhelm Hankel geht noch einen Schritt weiter als Prof. Lucke. In der Preußischen Allgemeine sagt er, dass alle Teilnehmer der Währungsunion eigene nationale Währungen haben sollten und der Euro, den er dann „Euro+“ nennt, als eine Art „Goldstandard“ zu sehen ist:
Der Kern seiner Überlegungen: Eine Rückkehr zu nationalen Währungen unter Beibehaltung des Euro als Parallelwährung. Wie der historische Goldstandard könnte ein Euro+ (Euro-Plus) als gemeinsame Bemessungsgrundlage für Wechselkurse dienen. Die nationalen Währungen könnten dann in einem System je nach wirtschaftlicher Leistungskraft zum Euro auf- oder abwerten, so Hankel im Gespräch mit PAZ-Autor Norman Hanert. Statt einer Währung in Dauerkrise könnte damit ein „Goldstandard ohne das gelbe Metall“ entstehen.
Die beiden Vorteile von Prof. Luckes Modell sind:
- die Nordländer kommen nicht mehr für die Schulden der Südländer auf
- die Südländer können mit einer eigenen Währung abwerten, was sie wieder wettbewerbsfähig macht
Im Modell von Prof. Hankel kommen weitere Vorteile hinzu:
- es ist wirklich wieder jedes Land für seinen eigenen Staatshaushalt zuständig
- mit der D-Mark könnte der deutsche Staat leichter Schulden tilgen, also den Steuerzahler entlasten
- mit der D-Mark erhalten die Deutschen ihre normale Kaufkraft zurück, die ca. 35% über dem liegt, was wir mit dem Euro haben
- der Euro+ könnte eine echte Leitwährung werden
Hier einige Zitate von Prof. Hankel:
Bisher werden die Leistungsbilanzdefizite der mediterranen Länder nicht beseitigt, sondern durch immer neue Kredite und Geldspritzen finanziert.
Die Südschiene setzt ja bewusst darauf, dass ihre Defizite weiter vom Norden bezahlt werden.
Hier regieren die Schuldner und setzen ihre Wünsche bei den Gläubigern durch. Kanzlerin Angela Merkel müsste als Vertreterin des größten Gläubigerlandes in der EU eigentlich sehr viel mehr durchsetzen. Warum dies nicht geschieht, kann ich nicht sagen.
Deutschland wird zum Zwangsgläubiger, zum Hauptgläubiger der Euro-Zone.
Über fast alle deutschen Bundeskanzler: Sie halten Europa aus angeblicher deutscher Staatsräson für so wichtig, dass sie Grundrechte der deutschen Nation nicht ernst genug nehmen.
Der deutsche Finanzminister würde mit einer Rückkehr zur D-Mark und deren unausweichlichen Aufwertung in die großartige Situation kommen, dass er einen Teil der Euro-Schulden mit aufgewerteter D-Mark wieder loswerden kann und damit den Steuerzahler entlasten würde.
Europa entsteht nicht durch Krisen und die Schwächung des Euro. Ganz im Gegenteil, wir brauchen einen harten Euro.
Mit einem Wettbewerb zwischen Euro und nationalen Währungen würden beide stärker und gehärtet werden. Der Euro+ bekäme die Funktion eines monetären Metermaßes für alle wieder eingeführten nationalen Währungen.