„Du Boss, der Kapitalist, bist das. Doch hinter den sieben Bergen, bei den sieben Zwergen, da wohnt ein Pensionär, der ist noch viiiel reicher als Ihr!“
Ja, liebe Leser, so verhält es sich. Leider – ohne Missgunst streuen zu wollen. Denn wer wundert sich denn noch, dass Studenten als Lieblings-Arbeitgeber Vater Staat nennen und die Gründungen von Firmen auf historische Tiefstände sinken, wenn man folgende Zahlen sieht:
„Erstmals sind die Vermögen der Pensionärshaushalte am Durchschnitt der Selbständigen vorbeigezogen. Auf fast 300.000 Euro kommen sie – 40.000 Euro mehr als die erfassten Selbständigen. Beamte im Ruhestand haben damit auch weit mehr Vermögen als der Rest der Bevölkerung: Rentner kommen laut EVS im Schnitt nur auf ein Nettovermögen von 127.000 Euro je Haushalt, weniger als halb so viel wie die Pensionäre.“ http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/warum-pensionaere-so-reich-wurden-13065032.html (J. Pennekamp, Ph. Plickert, Wie die Pensionäre so reich wurden. Faz.net vom 27.07.2014, abgerufen am 28.07.2014)
Fragwürdig das Argument des DIW-Ökonom Grabke im Interview mit Faz.net: „Weil die EVS nur solche Haushalte mit einem Maximaleinkommen von 18.000 Euro im Monat erfasst, fallen Topmanager und größere Unternehmer heraus“ … Letztlich seien doch die Unternehmer und nicht die Pensionäre die reichste Gruppe im Lande.
Naja, da irrt der Ökonom gewaltig: Denn selbst wenn die Einkommens- und Verbrauchsstichprobe „oben“ die Vermögen sehr reicher Unternehmer abschneidet: auch „unten“ geht es nicht ganz sauber zu. So ist zu bedenken, wie viele gescheiterte Unternehmer jetzt in den Rubriken Angestellte oder Arbeitslose geführt werden, quasi unsichtbar, mit wenig Vermögen oder gar einem Berg von Schulden. Bei den Selbständigen ist also nur die Positivauslese derer erfasst, die „überlebt“ haben.
Überhaupt muss man auch das wirtschaftliche Risiko sehen. Sichere Einkommen über die gesamte Lebenszeit, davon kann der Normalsterbliche nur träumen. Während die klassische Lehrbuchökonomie suggeriert, die Übernahme von Risiken gehe einher mit einem (durchschnittlich) höheren Ertrag, straft uns die deutsche Realität Lügen: je höher die Sicherheit, desto höher das Vermögen.
Income Inequality Is Not Rising Globally. It’s Falling.
Die andere Botschaft von der Verteilungsfront ist dafür umso positiver. Die Einkommensverteilung ist in Europa und namentlich in Deutschland so egalitär wie kaum einem anderen Teil der Welt: Dies geht aus der aktuellen OECD-Studie („Society at a Glance 2014″) hervor.
Unterm Strich gesehen: Global geht die Einkommensungleichheit seit über 20 Jahren zurück. Ursachen sind Freihandel und Immigration. Zwar steigern etwa Immigranten in den reichen Industrieländern als billige Arbeitskraft die Profite der Unternehmer, und sie drücken die Löhne der Mittel- und Unterschicht. Damit kann zwar in einem einzelnen Industrieland die Ungleichverteilung zunehmen; global nimmt sie aber ab. Denn der Gastarbeiter oder Immigrant stellt sich besser als in seiner Heimat und leistet zudem Geldüberweisungen, was die wirtschaftliche Tätigkeit im Herkunftsland ankurbelt. (Tyler Cowen, NY Times, 19. Juli 2014, abrufbar unter http://mobile.nytimes.com/2014/07/20/upshot/income-inequality-is-not-rising-globally-its-falling-.html?_r=3&referrer).
Was folgt daraus? Die Verteilung im weltweiten Maßstab könnte noch gerechter sein, wären da nicht die deutschen Pensionäre…