Aus einem Interview mit Börsen-Profi Marc Faber bei Der Aktionär / t-online Nachrichten:
Wie wir Sie kennen, werden Sie außer der Krim-Krise weitere Risiken für den Markt sehen.
Die größte Gefahr für den Markt, ja viel mehr noch für das ganze Finanzsystem, ist, dass viel zu viel billiges Geld im Umlauf ist. Die Notenpressen laufen ja immer noch heiß. Die Zinsen sind viel zu niedrig, und sie werden es bleiben, so wie es aussieht. Im Grunde haben wir schon seit 30 Jahren zu viel billiges Geld im Umlauf. Und wozu hat das geführt? Zu einer spektakulären Finanzblase, die 2008 mit einem lauten Knall geplatzt ist. Und was hat man dann gemacht? Statt die Mauer zu reparieren, hat man die Risse mit Farbe übermalt – sprich: Geld ohne Ende gedruckt. Wirklich großartig. Ich sage Ihnen eins: Der Knall der nächsten Finanzblase wird um einiges lauter sein.
Hat man wirklich nichts gelernt aus der letzten Krise?
Ich wüsste nicht, was. Schauen Sie sich doch die Banken an. Die machen genauso weiter wie vor der Finanzkrise. Außerdem sind die Bedingungen heute schlechter als vor sechs Jahren: Der Anteil der Schulden am Bruttoinlandsprodukt in den Industrieländern liegt um 30 Prozent höher als zu Beginn der letzten Finanzkrise. Dieses Schuldendesaster kann nicht ewig weitergehen. Man kann doch nicht ernsthaft glauben, mit der ganzen Gelddruckerei könnte man das immense Schuldenproblem lösen. Die Notenbanken verlagern die Probleme nur in die Zukunft.
Wann wird die Blase platzen?
Das weiß niemand. Vielleicht in drei Tagen, vielleicht in fünf Jahren. Fest steht: Wenn die Blase platzt, wird es blutig. Die nächste Krise wird von einer Staatsschuldenkrise begleitet, da bin ich mir sicher. Griechenland hat uns ja schon einen Vorgeschmack gegeben, welche Folgen so etwas haben kann. Nun ist Griechenland ein wirtschaftlich völlig unbedeutendes Land. Aber lassen Sie mal ein Land wie Deutschland in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
Welche Lösungen schlagen Sie für den Fall vor, dass es zum großen Knall kommt?
Ich kann mir vorstellen, dass die Banken aufgespaltet werden: in Geschäfts- und in Investmentbanken. Dann sollen die Investmentbanken machen, was sie wollen. Die Geschäftsbanken würden ihrer sozialen Funktion nachkommen können: unser Geld aufzubewahren und, nur wenn wir es wollen, zu investieren. Aber nicht nur für die Banken hätte die nächste Finanzkrise Folgen, sondern für die ganze Gesellschaft.
Inwiefern?
Die meisten Milliardäre sind nicht reich geworden, weil sie Fabriken gebaut oder etwas Tolles erfunden haben, sondern weil sie erfolgreich spekuliert haben. Die ganzen schwerreichen Hedgefonds-Manager und Private-Equity-Investoren sind für den sozialen Frieden eine Katastrophe. Noch ist es ruhig, aber in der nächsten Krise werden diese Leute den Unmut zu spüren bekommen. Finanzgewinne werden gewiss viel höher besteuert werden. Das trifft alle Börsianer.