Anders als zu den Zeiten der D-Mark haben viele Deutsche nicht mehr das Gefühl, dass sie selbst davon profitieren, wenn immer neue Exportrekorde vermeldet werden. Völlig anders sieht dies allerdings in Norwegen aus.
Dass die Einwohner Norwegens laut „World Happiness Report 2013“ knapp hinter Dänemark die zweitglücklichsten Menschen auf der Welt sind, dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass sich Exporterlöse des Landes ganz konkret auf das Leben der Menschen auswirken. Durch geschicktes Anlegen und stetigen Zufluss ist Norwegens „Government Pension Fund Global“ (GPFG) mittlerweile der größte Staatsfonds der Welt. Selbst Saudi-Arabiens Staatsfonds ist mit einem Volumen von umgerechnet rund 500 Milliarden Euro bereits um mehr als 100 Milliarden Euro kleiner als der Spitzenreiter aus Norwegen. Die Regierung in Oslo darf davon pro Jahr nur vier Prozent ausgeben, etwas mehr als der Fonds an Rendite abwirft. Ansonsten sind die Einnahmen des Fonds für schlechte Zeiten und zukünftige Generationen vorgesehen.
Schaut man dagegen auf den Weltmeister des Exports, dann scheinen viele Deutsche immer mehr das Gefühl zu haben, dass sie selbst kaum von der Tatsache profitieren, dass deutsche Produkte in aller Welt so reißend Absatz finden. Die Steuer- und Abgabenlast ist hoch, während die öffentliche Infrastruktur wie Straßen und Schulen vielerorts zunehmend verfällt. Dies ist kein subjektives Empfinden. Auch unter hiesigen Wirtschaftswissenschaftlern herrscht seltene Einigkeit darüber, dass in Deutschland zu wenig investiert wird.
Im Widerspruch dazu steht ein anderer Befund: die anhaltenden Kapitalexporte Deutschlands. „Wir sind der größte Gläubiger der Welt“, so Volker Treier vom Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) gegenüber der „FAZ“. Die Unterschiede, wie die deutschen Leistungsbilanzüberschüsse im Ausland angelegt werden, sind im Vergleich zu Norwegen gravierend, nicht nur wegen des professionellen Agierens des nordischen Staatsfonds. Deutsche Ersparnisse werden mit ziemlicher Regelmäßigkeit in unglücklichen Auslandsinvestments à la US-Subprime versenkt, darüber hinaus gehen aber auch hohe Summen an die EU nach Brüssel. Seit dem Jahr 2008 fließen zusätzlich noch direkt oder indirekt hohe Summen in die Krisenländer der Euro-Zone.
Im Unterschied zu D-Mark-Zeiten spiegelt sich die deutsche Exportstärke nicht mehr unbedingt in steigender Kaufkraft der Bürger wider. Während in der Vergangenheit eine harte D-Mark für sinkende Importpreise sorgte, von der breite Bevölkerungsschichten profitierten, ist mittlerweile die künstliche Schwächung der Währung insgeheime Staatsdoktrin im Euro-Land. Fraglich ist, wie lange Deutschland dieses Verschenken und Abschöpfenlassen seiner Wirtschaftskraft noch durchhalten kann. Der inländische Investitionsstau wird sich irgendwann auch in nachlassender Produktivität auswirken.
Auch das oftmals dilettantische Agieren bei der Anlage der Leistungsbilanzüberschüsse wird sich künftig spürbar bemerkbar machen. Alternde Gesellschaften wie Deutschland sind darauf angewiesen, Überschüsse in der Leistungsbilanz aufzuweisen, um quasi als Gesamtgesellschaft im Alter Ersparnisse zur Verfügung zu haben. → Der ganze Artikel bei der Preußischen Allgemeinen Zeitung