Deutschland habe als Exportweltmeister am meisten von der Euro-Einführung profitiert. So wollen es uns die Schäubles dieser Welt und all die anderen seit Monaten weismachen.
Leider hat die Europäische Kommission nachgerechnet und ermittelt, dass Deutschland seit 2007 Auslandsvermögen – je nach statistischer Datenbasis – in Höhe von 550 – 650 Mrd. € verloren hat. Ein Verlust dieser Größenordnung kommt fast einem Totalverlust aller Lebensversicherungen in Deutschland gleich:
- Die gesamten von der deutschen Lebensversicherungswirtschaft verwalteten Kundengelder beläuft sich auf rund 820 Mrd. € (klassische plus fondsgebundene Policen).
- Wertverluste in der beschriebenen Größenordnung würden bedeuten, dass sich rund 2/3 aller Ansprüche der Versicherten in Nichts aufgelöst haben
- dass die Mehrzahl der rund 120 deutschen Lebensversicherer pleite ist
Rechnerisch gesehen hat sich unser gesamter Exportüberschuß der letzten vier Jahre in Luft aufgelöst. Denn die Außenhandelsüberschüsse, also Exporte minus Importe, betrugen in den Jahren 2009-2012 laut Statistischem Bundesamt insgesamt 641 Mrd. €. Dazu muß man folgendes wissen: Wenn wir mehr exportieren als importieren, erwerben wir Forderungen gegenüber dem Ausland, spielen also die Rolle des Kreditgebers. Der griechische Beamte, der sich den Porsche für 60.000€ leisten konnte, hat ja nichts marktfähiges produziert, um diesen Porsche zu finanzieren. Nein, der griechische Staat hatte Kredite aufgenommen, u.a. bei deutschen Großbanken, um seine Beamten üppig zu bezahlen. Die Gegenbuchung zum Exportüberschuß (der bei Porsche für volle Kassen sorgte) war die Forderung bzw. der Kredit der Commerzbank an den griechischen Staat.
Ehrlicherweise ist einzuräumen, dass die beschriebenen Wertverluste bereits 2007 einsetzten, als Deutschland in US-amerikanische Hypothekenpapiere, verbriefte Subprime-Kredite investierte. Die soeben per Exportüberschuß verdienten Dollar wurden somit sprichwörtlich verpulvert. In den Jahren danach kauften v.a. deutsche Banken Pfandbriefforderungen spanischer Banken, die mit spanischen Immobilien unterlegt waren. Nun finanzieren nacheinander die deutschen Banken und der deutsche Steuerzahler die uneinbringlichen Forderungen Südeuropas.
Ich erlaube mir zum Schluß, in eigener Übersetzung und mit eigenen Hervorhebungen die Europäische Kommission zu zitieren: „Die jüngsten Erfahrungen in Überschußländern illustrieren einen zentralen Punkt: Bewertungseffekte können große Teile nationaler Ersparnis hinwegfegen. Besonders der deutsche Verlust in Höhe von 550 Mrd. € seit 2007, größtenteils außerhalb der EU, zeigt diese Risiken. Der hohe und zumeist permanente Verlust beim Nettobesitz an ausländischen Vermögenstiteln, den einige Überschußländer hinnehmen mußten, spiegelt sich wieder im geringen Wohlstand seiner Einwohner und dementsprechend ihrem niedrigen Konsum.“ European Commission, Current Account Surpluses in the EU, in: European Economy 09/2012, S. 42.