Kann auf Dauer politisch richtig sein, was ökonomisch falsch ist? Das ist die Mutter aller Fragen im Ringen zwischen Politik und Ökonomie in der Euro-Krise. Stark ist der Wille der Politik, den Euro als Symbol der Europäischen Union zu erhalten, wie hoch auch immer die Kosten hierfür sein mögen. Aber stark sind auch die wirtschaftlichen Fliehkräfte in der Währungsunion. Hier der wettbewerbsfähige Norden mit produktiven Unternehmen, die ständig an Kraft gewinnen. Dort der wenig konkurrenzfähige Süden, wo hohe Kosten und die Rezession die Unternehmen und Staatshaushalte nach unten ziehen. Die Politik kann das nur zu einem gewissen Grad ausgleichen. Das versucht sie seit fast vier Jahren. Als in Griechenland die Euro-Krise ausbrach, wollten Politiker den Bürgern weismachen, die Schulden des wirtschaftlich kleinen Hellas’ könne man im Vorbeigehen schultern. Heute zittert die Eurozone sogar vor Zypern und erklärt die Insel mit einer geringeren Wirtschaftskraft als das Saarland zum Systemrisiko.
Obwohl einer aktuellen Umfrage zufolge zwei von drei Deutschen Angst haben, als Steuerzahler am Ende die Kosten für die Euro-Krise tragen zu müssen, ist es Bundeskanzlerin Angela Merkel gelungen, das Thema aus dem Wahlkampf herauszuhalten. Peer Steinbrück, dem Kanzlerkandidaten der SPD, war das nur recht. Denn er und die SPD haben so gut wie allen Manövern Merkels in der Euro-Krise zugestimmt, mit dem kleinen Unterschied, dass sie lieber noch mehr Geld gegeben und weniger Reformen verlangt hätten. Auch die Grünen und ihr Spitzenkandidat Jürgen Trittin mieden das verminte Feld im Wahlkampf, weil sie wissen, dass die von ihnen gewünschte Vergemeinschaftung der Schulden durch Eurobonds und die Einführung einer Vermögensabgabe für die Wähler ein rotes Tuch sind.
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