Bei allem Enthusiasmus für die europäische Einigung war Bundeskanzler Kohl sich bewusst, dass sein Entgegenkommen in der Währungsfrage gegen traditionelle deutsche Positionen verstieß. Er habe seine Entscheidung “gegen deutsche Interessen” getroffen, sagte er dem amerikanischen Außenminister James Baker drei Tage nach dem entscheidenden EG-Gipfel in Straßburg im Dezember 1989. Aber der Schritt sei politisch wichtig gewesen, weil Deutschland Freunde brauche.
Die gegenwärtige Krise hat diese Überlegung als Trugschluss entlarvt. Statt durch die Aufgabe der D-Mark Freunde zu gewinnen, sieht sich Deutschland in Europa Feindseligkeit und Misstrauen gegenüber, wie zu keinem Zeitpunkt seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.
Statt eine stabile Währung zu exportieren, hat die Bundesrepublik die Folgewirkungen geldpolitischer Schwäche von ihren europäischen Nachbarn importiert. Statt mit der Aufgabe der D-Mark die europäische Einigung unumkehrbar zu machen, ist mit dem Euro der Fortgang des Integrationsprozesses so ernsthaft wie nie zuvor in Frage gestellt.
Keine der bislang diskutierten Strategien zur Rettung der Währungsunion wird Deutschland aus dieser Zwangslage befreien. Obsiegen umgekehrt, wonach es immer mehr aussieht, jene Kräfte, die ein noch stärkeres finanzielles Engagement der Bundesrepublik fordern, dann werden die Transfers innerhalb der Währungsunion Ausmaße annehmen, die keine Bundesregierung dem deutschen Steuerzahler mehr begreiflich machen kann. → Den ganzen Artikel lesen bei der WELT