Der Finanz- und Politikanalyst Erwin Grandinger schreibt in der Welt:
Die Euro-Politik der Bundesregierung lässt sich derzeit einfach zusammenfassen: Ruhe ist absolute erste Bürgerpflicht! Jegliches erneutes mediales oder faktisches Ausbrechen der Euro-Krise schadet allen Parteien im Bundestag. Also komplett ignorieren, sagen die Wahlstrategen.
Deswegen spielen Einhaltung der Euro-Regeln, der sparsame Umgang mit Steuermitteln, Geldpolitik oder Rettungspakete ohne Gegenleistung (wie das jüngste Beispiel Griechenland wieder zeigt) nicht die geringste Rolle. Die radikalste Kursänderung der EZB seit ihrer Gründung, nämlich die absolut sensationelle Vorab-Ankündigung von dauerhaften Niedrigstzinsen, ist der Politik nicht die geringste Diskussion wert.
Die Herabstufung Italiens durch die Ratingagentur S&P kurz vor Ramschniveau wird mit Ignoranz und Fatalismus hingenommen. Portugals Sparpolitik vor dem Zusammenbruch? Was soll’s? „Keine Aufregung“ ist die Politik, denn Aktionismus würde der außerparlamentarischen Opposition in Deutschland nur Auftrieb verleihen.
Dazu kann man nur eins sagen: Es liegt nicht an der Politik, sondern an den Medien, ob die Eurokrise totgeschwiegen wird oder nicht. ARD, ZDF und die viele Zeitungen sehen ihre Aufgabe offenbar darin, lediglich nachzuplapppern, was die Politik in Berlin von sich gibt. Schon lange offenbart die Eurokrise auch eine Medienkrise! Welt und FAZ sind da noch die Ausnahmen.