Bei der Frage nach den Kompetenzen der einzelnen Parteien hat der ARD-Deutschlandtrend die Alternative für Deutschland unter den Tisch fallen lassen. Man kann aber anhand der Werte für „keine Partei“ ablesen, auf welchen Gebieten die Altparteien Unzufriedenheit hinterlassen. Die Ergebnisse der Umfrage findet man bei der Welt und so sehen sie aus:
Kompetenzen in % der Befragten: | CDU/CSU | SPD | FDP | Linke | Grüne | keine Partei |
Euro- und Schuldenkrise in den Griff bekommen | 45 | 14 | 1 | 1 | 1 | 35 |
gute Steuerpolitik | 31 | 30 | 5 | 2 | 4 | 27 |
sichere und bezahlbare Energie | 24 | 19 | 3 | 2 | 28 | 24 |
gute Gesundheitspolitik | 29 | 30 | 4 | 2 | 11 | 22 |
bezahlbarer Wohnraum | 18 | 42 | 2 | 5 | 9 | 22 |
gute Haushalts- und Finanzpolitik | 46 | 23 | 4 | 1 | 4 | 21 |
Arbeitsplätze sichern und neue schaffen | 43 | 29 | 3 | 2 | 3 | 19 |
für soziale Gerechtigkeit sorgen | 22 | 38 | 3 | 8 | 9 | 18 |
die Wirtschaft in Deutschland voranbringen | 54 | 20 | 4 | 0 | 3 | 17 |
gute Familienpolitik und Kinderbetreuung | 28 | 33 | 2 | 4 | 15 | 16 |
gute Bildungspolitik | 39 | 28 | 4 | 3 | 9 | 14 |
Das Umfrage-Ergebnis zeigt, dass mehr als die Hälfte der Bürger nicht an Merkels Euro-Rettungspolitik glauben. Dies ist überhaupt das Thema, bei dem die meisten Befragten den Altparteien die Kompetenz absprechen. Auch bei der Steuerpolitik gibt es eine große Unzufriedenheit. Die beiden großen Altparteien stehen außerdem hinsichtlich der Steuerpolitik in starker Konkurrenz bei den Wählern – den übrigen Altparteien wird auf diesem Gebiet kaum etwas zugetraut. Noch größer ist die Altparteien-Konkurrenz in der Energiepolitik. Hier haben schizophrenerweise die Grünen die Nase vorn, obwohl sie für die Verteuerung der Energie verantwortlich sind.
Zur Währungspolitik wurde noch einmal gesondert gefragt, wem man es zutraut, die Euro- und Schuldenkrise in den Griff zu bekommen. Hier taucht zum ersten Mal die Alternative für Deutschland auf. Der Kompetenzwert ist leider noch viel zu niedrig angesichts der Tatsache, dass dies unser Haupt-Wahlthema ist und wir ungeheuer viele Wirtschafts-Experten in der Partei haben:
Parteienkompetenz zur Lösung der Euro- und Schuldenkrise | % der Befragten | Veränderung |
CDU / CSU | 45 | +6 |
keine Partei | 35 | -3 |
SPD | 14 | -2 |
Alternative für Deutschland | 2 | |
FDP | 1 | +/- 0 |
Linke | 1 | +/- 0 |
Grüne | 1 | -1 |
Die Befragten sollten außerdem angeben, wie sie die Parteien hinsichtlich ihrer Ehrlichkeit einschätzen:
„In diesem Jahr steht die Bundestagswahl an. Den Parteien wird häufig vorgeworfen, dass sie den Wählern im Wahlkampf nicht ehrlich sagen, was sie nach der Wahl politisch durchsetzen wollen. Denken Sie, die … ist eine Partei, die den Wählern im Wahlkampf ehrlich sagt, was sie will?“
Partei | sagt nicht ehrlich, was sie will % | sagt ehrlich, was sie will % | Zunahme Ehrlichkeit % |
FDP | 78 | 19 | +5 |
CSU | 70 | 25 | +2 |
Piraten | 69 | 21 | +5 |
Linke | 68 | 28 | +4 |
CDU | 68 | 29 | +8 |
SPD | 67 | 31 | +8 |
AfD | 54 | 15 | |
Grüne | 53 | 43 | + 9 |
Man sieht deutlich, dass großes Misstrauen in der Bevölkerung gegenüber den Parteien herrscht. Diese Skepsis färbt auch auf die neu gegründete Alternative für Deutschland ab, wobei „nur“ 54% der Befragten sie für eine verlogene Partei halten, die meisten anderen Parteien schneiden da wesentlich schlechter ab.
Nur 15% der Befragten glauben, dass die Alternative für Deutschland ehrlich sagt, was sie will. Das hat sicherlich damit zu tun, dass ein Informationsdefizit herrscht in der Frage, wie die Auflösung der Währungsunion vonstatten gehen soll. Zunächst berichteten die Medien, die AfD wolle den Euro abschaffen. Als dann erklärt wurde, wie die AfD das Problem in der Praxis lösen will, nämlich zunächst durch Einführung einer Parallelwährung in den Südländern, konnten Viele das nicht mehr nachvollziehen und nahmen an, die AfD hätte ihr eigenes Ziel verraten. Offensichtlich wurde dies als „Kehrtwende“ interpretiert. Man hätte also direkt mit dem ausgereiften Konzept an die Öffentlichkeit herantreten müssen, um sie nicht zu verwirren. Dumm gelaufen…
Man hätte von Anfang an erklären müssen: Die Auflösung der Währungs- bzw. Schuldenunion ist das Ziel, denn eine starre Einheitswährung hat sich für europäische Verhältnisse nicht bewährt. Der Weg dahin sind Paralellwährungen, die zunächst in den Südländern eingeführt werden, dann bei uns. Diese Reihenfolge ist aus ökonomischen Gründen sinnvoll. Den Euro kann man evt. als gemeinsame „Symbolwährung“ belassen, er hat dann aber unterschiedliche Wechselkurse zum Euro – je nach volkswirtschaftlicher Leistung / Produktivität.
Hier noch ein weiteres Ergebnis, das die Alternative für Deutschland unbedingt aufgreifen sollte:
stimme eher nicht zu % | stimme eher zu % | Zunahme der Besorgten % | |
„Ich mache mir Sorge, dass meine Alterssicherung geringer ausfallen wird“ | 23 | 76 | +5 |
„Ich mache mir Sorgen um meine Ersparnisse“ | 38 | 61 | +17 |
Lesen Sie hierzu bitte aus unserer Rubrik „Prof. Osbild erklärt die Eurokrise“:
- Wieso die Deutschen nicht vom Euro profitieren!
- Zur Frage der Inflation und wie sie sich für Sparer konkret bemerkbar macht (Kommentar unter dem Artikel)
- Zur Gefahr der Niedrigzinspolitik für die Rentner (Kommentar unter dem Artikel)
Die weiteren Umfrage-Ergebnisse des „Deutschandtrends“:
- 61% finden eine Mietpreisbremse sinnvoll
- 56% finden eine Rentenerhöhung für Mütter sinnvoll
- 43% finden eine Erhöhung des Kindergeldes sinnvoll
Die Zeitschrift Die Welt hat recherchiert wie Wahlumfragen zustande kommen: Umfragetechniken einiger ausgewählter Institute zur sogenannten Sonntagsfrage