Gestern Abend gab es eine Diskussion zum Thema Renten bei Maybrit Illner. In der gesamten Sendung fiel nicht ein einziges Mal das Wort „Euro“ oder „Eurokrise“. Es wurde zwar auch über Riester-Verträge gesprochen und dass sie kaum etwas abwerfen, doch verantwortlich gemacht wurden hierfür die Versicherer und der Rest der Sendung beschäftigte sich fast ausschließlich mit einer Neid-Debatte gegen die Beamten – so als wenn diese für die rot-grüne Rentenform, die die Rentner in die Altersarmut bringt, verantwortlich wären. Keine Rede davon, dass es unter dem Euro kaum noch möglich sein wird, für das Alter anzusparen.
Heute beschäftigt sich die FAZ mit dem Thema Sparen und stellt fest, dass man dabei enteignet wird:
Der Sparer wird enteignet
Sparer bekommen fast keine Zinsen mehr. (…)
Wer für sein Alter spart, der wird bestraft. Erst langt der Staat mit Steuern und Abgaben beim Lohnabzug so kräftig zu, dass netto oftmals gerade mal genug zum Leben bleibt. Wenn es trotzdem eine Familie aus der Mittelschicht schafft, etwas Geld auf die hohe Kante zu legen, dann muss sie nicht nur die Pläne von SPD und Grünen fürchten, Steuern und Abgaben zu erhöhen, sondern auch die Geldpolitik des Mario Draghi: Denn entgegen der Beteuerung des EZB-Präsidenten ist die Eurokrise nicht vorbei, sondern erfasst jetzt die Sparer. Dank der EZB bekommen Sparer nur noch eine Rendite von einem halben Prozent. Die aber wird von der Inflation gefressen; obendrein nagt die Teuerung am Kapital. Obwohl real also Geld vernichtet wird, muss der Sparer noch Steuern auf den nominalen Magerzins zahlen. Zyniker könnten sagen, die Mittelschicht in Deutschland sei das doch gewohnt. Schließlich sorgt die kalte Progression im Steuerrecht dafür, dass sich auf den Konten von Facharbeitern oder Angestellten nach einer – kleinen – Gehaltserhöhung oft weniger Geld als vorher findet. (…)
Die kalte Enteignung der Sparer und Lebensversicherten nehmen die Politiker und Zentralbanken billigend in Kauf, weil sie mit der Nullzinspolitik überschuldeten Staaten Linderung verschaffen wollen. Während also diejenigen, die mit Sparen selbst für ihr Alter vorsorgen, wegen fehlender Verzinsung zusehen müssen, wie die versprochene Rente wie Schnee in der Sonne schmilzt, nehmen Schuldenstaaten gern neue Kredite auf, weil das Geld ja so billig ist. (…)
Wer die Nebenwirkungen einer ultralockeren Geldpolitik betrachten will, der kann nach Japan schauen, das nach dem Platzen der Tokioter Immobilienblase zwei verlorene Jahrzehnte durchlebt hat. Billiges Geld nimmt den Druck von der Wirtschaft, sich zu reformieren und immer wieder neu zu erfinden. Wenn Kapital keinen Preis mehr hat, sind Fehlinvestitionen und Kapitalverschwendung die zwangsläufige Folge. In einer Welt ohne Zins wird Einkommen und Reichtum in aggressiver Weise umverteilt. Den Schaden haben Sparer, belohnt werden Kreditnehmer. In der Eurozone sorgt künftig die EZB dafür, dass über Ländergrenzen hinweg von Gläubigern zu Schuldnern umverteilt wird.
Zum Glück hat die EZB kürzlich ihre Vermögenstatistik der Eurozone veröffentlicht. Jeder kann nachlesen, wo es die ärmsten Haushalte gibt, wo die Zahl der Hauseigentümer und der Kreditnehmer am niedrigsten ist. Ein Schelm, wer da an Deutschland denkt.
Dazu ein Leser-Kommentar aus der FAZ:
sind deutlich höher als hierzulande und die Steuern deutlich niedriger, zB Italien. Während also die südeuropäischen Sparer ihr Vermögen durch positive Realzinsen vermehren, reduzieren die Deutschen ihres. Neben den südeuropäischen Sparern profitiert von dieser Situation der deutsche Staat, der auf seine Schulden negative Realzinsen „zahlt“. Das Schlimme daran ist, dass die deutschen Politiker ihre Bürger nicht an diesen Situation durch eine Reduktion der Staatsschulden oder der Steuern teilhaben lassen. Im Gegenteil werden weitere Steuererhöhungen ankündigt. Wenn die Deutschen das bei den nächsten Wahlen nicht durchschauen ist ihnen nicht mehr zu helfen.
Zur negativen Vermögensentwicklung der deutschen Haushalte und dem Vermögenstransfer in die südliche Peripherie lesen Sie bitte auch den Artikel von Prof. Osbild:
Über die noch weiter gehenden grünen Enteignungs-Pläne: Die Grünen definieren die Mittelschicht neu: Geht es nach ihnen, gehört ein Single mit 1500 Euro Monatseinkommen schon dazu.
Am 22. September werden Sie nur eine einzige Partei auf Ihrem Stimmzettel finden, die diese Umverteilung und Wertvernichtung stoppen will – die AfD!
Dem ist fast nichts hinzuzufügen. Außer, dass – offenkundig, ich selber habe die Sendung nicht gesehen eine Vernebelungstaktik gefahren wird. Dabei ist die Enteignung der Sparer und zukünftigen Rentner schon lange ein Thema in der Wissenschaft und der Politikberatung; es läuft unter dem Titel „Financial Repression“.
Was bedeutet dies? Am besten macht man sich dies mit einem Beispiel klar. Angenommen, Sie wollen 30 Jahre lang sparen, um ab dem Alter von 65 Jahren eine private Zusatzrente zu bekommen. Sagen wir 600€ monatlich. Ist ja nicht zuviel, wenn man bedenkt, dass bis dahin das Geld inflationsbedingt ja nur noch rund die Hälfte wert sein dürfte.
Ergebnis: Bei 5% Verzinsung (Ihrer Lebensversicherung, Ihres Riester-Vertrages, meinetwegen auch noch Ihrer Direktversicherung aus der Betrieblichen Altersvorsorge müssen Sie monatlich rund 102€ einbezahlen. Bei 1% Verzinsung müssen Sie fast 270€ einbezahlen. Also nahezu das 2,7 fache oder 170% mehr! Unter Berücksichtigung des Zinseszinseffektes gehen Ihnen 30.000€ Ansparleistung verloren.
Oder wiederum anders ausgedrückt: Je Prozentpunkt Zinsverlust müssen Sie rund 42€ Monat für Monat mehr einbezahlen; gegenüber der Ausgangssituation (5% Zins => 102€ Sparleistung) ein sattes Plus von 41% (Zahlen gerundet). 41% mehr für eine gleichbleibende 600€-Privatrente zahlen zu müssen IST EINE FORM DER INFLATION.