Die FAZ berichtet über eine Studie zum Thema Kinderkriegen. Hier das ernüchternde Ergebnis:
„Deutschland gehört zu den europäischen Ländern mit der niedrigsten gewünschten Kinderzahl“, schrieben die Autoren. Viele Jahre lang wünschten sich die Deutschen im Durchschnitt 1,75 Kinder, faktisch geboren wurden statistisch gesehen pro Frau dann nur knapp 1,4 Kinder. Zuletzt gingen die Zahlen leicht nach oben, allerdings ist noch unklar, ob der jahrzehntelange Sinkflug der Geburtenrate damit tatsächlich beendet ist. Eines der grundlegenden Probleme sei nämlich, dass viele potentielle Eltern den Wert von Kindern verlernt hätten, sagte die Forschungsdirektorin am HWWI, Christina Boll, der F.A.Z. „Früher gehörten Kinder dazu. Insbesondere von jungen Leuten werden alternative Modelle heute aber als gleichwertig oder sogar höherwertig wahrgenommen.“ Viele Frauen glaubten, sie müssten sich in Deutschland zwischen Kindern und Karriere entscheiden. „Und im Zweifel wird das Kind gestrichen.“
Was sagt die AfD dazu?
In früheren Zeiten waren Kinder die Altersversicherung für die Eltern. In unserem Rentensystem ist die Alterssicherung jedoch stark an den Faktor Arbeit gekoppelt und kaum an den Faktor Kinder. Folglich bekommt mehr Rente, wer viel arbeitet und nicht, wer viele Kinder bekommt. Daher muss man bei unserer demographischen Schieflage die Alterssicherung wieder stärker an den Faktor Kinder koppeln:
→ zum AfD-Programm Alterssicherung und Familie
FAZ-Mitherausgeber Berthold Kohler mit einem guten Kommentar:
Die deutsche Politik hat die Gefahren, die vom demographischen Wandel ausgehen, viel zu spät entdeckt und ernst genommen; jetzt hechelt sie ihnen von Demographiegipfel zu Demographiegipfel hinterher, ohne die verlorene Zeit jemals aufholen zu können. Weil die Wirtschaft aber schon das Horrorbild von stillstehenden Fabriken an die Wand malt, ruft nun auch die Politik nach „Zuwanderung“ (und meint doch Einwanderung).
Deutschland, das nie ein Einwanderungsland sein wollte, deshalb die Einwanderung nicht regelte und dadurch zu einem Einwanderungsland mit ungeregeltem Zuzug wurde, müsste aber doch wenigstens gelernt haben, dass das Anwerben ausländischer Arbeitskräfte vielfältige gesellschaftliche Folgen hat, mit denen die Republik bis heute ringt. → Weiterlesen bei der FAZ
Was sagt die AfD dazu?
Jede weitere Zuwanderung in unsere Sozialsysteme würde das Problem noch verschärfen. Seit Jahren deklarieren die etablierten Parteien Deutschland zum „Einwanderungsland“. Eine vernünftige Steuerung der Einwanderung haben sie aber bis heute nicht zustande gebracht.
Merkel breitet wegen des Demographie-Problems einen Flickenteppich aus. Sie spielt dabei den eigenen Fachkräfte-Nachwuchs (der durch G8 und Bachelor gepeitscht wird) gegen die Jugend aus den Krisenländern aus, die sie dort abwerben will, obwohl es für unseren eigenen Nachwuchs schon schwierig ist, eine feste Stelle zu finden, um eine Familie gründen zu können. Sie spielt Männer und Frauen gegeneinander aus, indem sie sagt, Arbeitgeber seien wegen „Vätermonaten“ nicht mehr „auf der sicheren Seite“, wenn sie einen Mann einstellen. Sie spielt Mütter gegen Kinder aus, indem sie möglichst schnelle Rückkehr in die Vollzeitarbeit verlangt (wohl wissend, dass mit der von der CDU verbrochenen Einheitswährung die Kaufkraft der Familien verloren ging). Am Ende kommt sie sogar noch mit Energiesparen und Klimawandel daher. Ihr Konzept bleibt Flickschusterei.
Dass es um Kinder geht, Kinder die diesem Land fehlen, Kinder, die schon heute mit dem Mama-Taxi zu ihren Spielkameraden gefahren werden, weil ganze Straßenzüge kinderlos sind, das hat diese eiskalte Strategin noch gar nicht realisiert. Das Wort „Kinder“ kommt im Vokabular dieser Person gar nicht vor! Es geht um „genügend“ „Arbeitskräfte“ von möglichst hoher „Mobilität“, die ein „Zeitmanagement“ betreiben, bei dem sie möglichst viele „Wochenstunden“ „Vollzeit“ „Leistung“ erbringen. Familie hat nebenbei zu laufen, die Alten sollen dabei direkt im Haushalt der zukunftigen Hochleistungsfamilie mitgepflegt werden.
…Damit es in Zukunft genügendArbeitskräfte gebe, müsse die Politik die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtern, sagte sie am Dienstag in Berlin. Dazu gehöre auch ein gesetzlicher Anspruch auf Rückkehr in eine Vollzeit-Berufstätigkeit. Gleichzeitig warb Frau Merkel dafür, die Mobilität der Arbeitskräfte innerhalb der EU zu fördern. „Wir müssen offen sein für junge Leute, die zu uns kommen, wenn wir heute schon wissen, dass wir 2025 sechs Millionen Arbeitskräfte weniger haben werden“, sagte sie. Deutschland biete gute Bedingungen für Zuwanderer, habe aber einen schlechten Ruf. „Wir gelten als abgeschlossen“, sagte Merkel. Es sei „sehr kompliziert, zu uns zu kommen“, höre sie immer wieder. Daran gelte es zu arbeiten. Nötig sei mehr Mobilität innerhalb von Europa….
In der alternden Gesellschaft werde Zeitmanagement immer wichtiger, sagte die Kanzlerin weiter. Es sei gut, dass junge Eltern einen Anspruch auf Teilzeitarbeit hätten. „Wir brauchen aber – um Frauen nicht auf Dauer in Teilzeit zu belassen – auch die Möglichkeit, dass Frauen zurückkehren und später einen Anspruch auf Vollzeit haben….
„Wir müssen aber auch auf die Wochenstunden achten.“ Die Wirtschaft habe sie indes noch nicht überzeugt von einem gesetzlichen Anspruch. Die Kanzlerin verwies darauf, dass sich die „Vätermonate“ in der Elternzeit bewährt hätten. Arbeitgeber seien nun „nicht mehr auf der sicheren Seite, wenn sie einen Mann einstellen“….
Arbeitgeber dürften „nicht die Augenbrauen hochziehen“, wenn ein Arbeitnehmer um Zeit für die Pflege seiner Eltern bitte. Nach Berechnungen von Statistikern verliert Deutschland bis zum Jahr 2060 ein Fünftel der Bevölkerung von derzeit rund 82 Millionen. Jeder Dritte wird dann 65 Jahre oder älter sein. Nach Angaben der Bundesregierung wird es schon 2025 rund sechs Millionen Menschen weniger im erwerbsfähigen Alter geben. Merkel rief dazu auf, diesen Wandel „als Chance“ zu begreifen….
Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt hatte seine Teilnahme am Demographie-Gipfel abgesagt. Familienministerin Kristina Schröder (CDU) verlangte, die Arbeitszeit müsse sich den Bedürfnissen der Familien anpassen und nicht umgekehrt. Merkel wiederholte, die Bundesregierung werde familienpolitische Leistungen auf ihre Effizienz überprüfen. Ohne auf die vorliegenden Studien im Auftrag der Bundesregierung einzugehen, sagte sie: „Etwas von den Leistungen wegzulassen ist immer schwer. Wir haben uns daran gewöhnt, dass immer alles additiv ist. Wir müssen schauen, wie wir da vorankommen.“ Merkel warb ferner für die Idee von Mehrgenerationenhäusern. Sie könne sich vorstellen, Fördermittel für altersgerechtes Wohnen mit Mitteln für die energetische Gebäudesanierung zu kombinieren.
Auch im Welt-Artikel zum Demographiegipfel kommt das Wort „Kinder“ nicht vor. Dafür solche Sätze von Merkel, die zeigen, wie egal ihr Deutschland im Grunde genommen ist:
Beim zweiten Demografie-Gipfel der Bundesregierung richtete sie deshalb nicht nur Botschaften nach innen, in Richtung ihrer Landsleute. Sondern auch nach außen.
Man könne heute auch niemanden mehr darauf verpflichten, in Deutschland seine Heimat zu sehen, sagt sie.
Merkel wünscht sich dafür Bürger, die die Möglichkeiten der europäischen Mobilität noch viel stärker nutzen, als dies heute der Fall ist.
Merkel schwebt ein Europa vor, dessen Bürger die nationalstaatlichen Grenzen nicht mehr als Barrieren empfinden; sie vielmehr munter in alle Richtungen überschreiten.
Bemerkenswert häufig ist die Zuwanderungsdebatte während des Demografie-Gipfels präsent.
Ein weiterer FAZ-Artikel beschäftigt sich mit dem Trauma, das wir der Jugend in Europa mit der Eurokrise zumuten. Auszüge:
Ein Teil der europäischen Jugend ist gerade dabei, jedes Vertrauen zu verlieren: in die Zukunft, in die eigene Regierung, in die Solidarität ihrer Gesellschaft und vielleicht auch in die Demokratie. Ihre Absolutismen des Alltags, um auf Robert D. Stolorow zurückzukommen, werden nachhaltig erschüttert.
Die jungen Menschen in diesen Ländern wehren sich auf den Straßen dagegen, dass ihr Leben verramscht wird. Auf ihren Plakaten stehen Sätze wie: „Rettet die Menschen, nicht die Banken“, doch das Gegenteil geschieht. Da die Hilferufe verhallen, verlässt, wer kann, seine Heimat. Dieser „Brain Drain“ ist eine ökonomische und soziale Katastrophe. Ein Land, das einen großen Teil seiner hervorragend ausgebildeten Jugend verliert, verliert seine Zukunftsfähigkeit.
Eine Verschlechterung in unseren Nachbarländern erreicht bald auch uns, das wissen die deutschen Jugendlichen ganz genau. Die Etiketten, die hierzulande der jungen Generation angeheftet werden, lauten nicht zufällig Generation Altersarmut, Generation Praktikum oder Generation Zeitvertrag. In Italien hat sich der Begriff 1000-Euro-Generation etabliert, in Griechenland, wo die Situation noch miserabler ist, nennt man die Jugend die 700-Euro-Generation.
Sich dauernd zu fragen: Kann ich meine Miete nächsten Monat noch bezahlen? Werde ich nach dem Studium einen Job finden? In welche Stadt wird mich dieser Job führen? Was wird aus meinen sozialen Beziehungen? zermürbt am Ende auch die, die mit sehr viel Optimismus ausgestattet sind.
Auf der Website der Internationalen Arbeitsorganisation heißt es: „Feste Vollzeitanstellungen, wie sie für vorangegangene Generationen zumindest in den Industrieländern als normal galten, sind für viele Jugendliche unerreichbar geworden. Der Zuwachs von befristeter und Teilzeitarbeit seit dem Ausbruch der globalen Krise zeigt, dass dies oft die einzige Möglichkeit für Jugendliche darstellt, überhaupt Arbeit zu finden.“
Man sitzt innerlich auf gepackten Koffern, fortwährend auf dem Sprung zum nächsten Lebensentwurf. Wer sollte da auf die Idee kommen, sich festzulegen? Wer sollte den Mut aufbringen, eine Familie zu gründen? Wer sollte Kinder kriegen? So treffen die großen globalen Alarmnachrichten auf ein fragiles individuelles Sorgenumfeld der jungen Erwachsenen, denen der Mut zum Wagnis, auch zum kreativen Wagnis verlorengeht. Und damit verschärft sich die Krise so richtig.