Die Welt macht heute auf eine Umfrage des Pew Institutes unter 7600 Europäern aus acht Ländern aufmerksam. Demnach hat der Euro Europa gespalten und Deutschland steht zunehmend isoliert da. Auch das Vertrauen in die EU ist stark gesunken. Hier einige Ergebnisse, wobei man allerdings in die Original-Studie sehen sollte, denn die Welt hat an zwei Stellen die Ergebnisse falsch abgelesen / interpretiert (siehe rote Markierung)!
Deutschland mit Negativ-Image:
Demnach empfinden die Bürger in sechs der acht untersuchten Staaten die Deutschen als das am wenigsten mitfühlende Volk, in fünf als das arroganteste. Besonders in Griechenland haben die Bürger keine gute Meinung von Deutschland: Sie halten es sogar für das am wenigsten vertrauenswürdige Land.
Laut Umfrage halten die Bürger Griechenlands Deutschland für unzuverlässig, obwohl sie von keinem Land mehr finanzielle Hilfen erhalten haben als von den Deutschen. Die Polen sind gespalten, was Deutschlands Zuverlässigkeit betrifft. Alle übrigen Länder halten Deutschland für zuverlässig.
Die Bürger aus fünf Ländern halten Deutschland für arrogant (Italien, Spanien, Griechenland, Polen, Tschechien). Die Bürger aus sechs Ländern halten Deutschland für wenig mitfühlend (Großbritannien, Italien, Spanien, Griechenland, Polen, Tschechien). Die Polen und die Griechen haben die schlechteste Meinung von Deutschland. Polen ist übrigens Haupt-Netto-Nehmerland der EU und Deutschland Haupt-Netto-Geberland. Über mangelnde Solidarität können sich eigentlich weder die Griechen, noch die Polen beklagen.
„Insgesamt unterstreicht die Umfrage 2013 deutlicher als je zuvor die unterschiedlichen Ansichten der Deutschen und der anderen Europäer“, resümieren die Autoren.
Laut Erhebung schätzen die Deutschen die wirtschaftliche Lage wesentlich besser ein als die Bürger der sieben anderen Länder (Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland, Tschechien, Polen):
Kanzlerin trotz Nazi-Plakaten Positiv-Image?
Das Vertrauen in die eigene Regierung ist laut der Umfrage in Frankreich und den südeuropäischen Krisenländern zurückgegangen. Dagegen hat Bundeskanzlerin Angela Merkel ein positives Image.
Entgegen der scharfen Kritik an Merkels Sparkurs in vielen EU-Staaten attestieren ihr 74 Prozent der befragten Europäer, dass sie in der Krise gute Arbeit leiste. Im vergangenen Jahr waren es allerdings noch 80 Prozent.
Hier hat die Welt Blödsinn geschrieben! In der Spalte „Merkel“ sieht man, dass nur die deutschen Befragten eine Zustimmung von 74% abgegeben haben:
Auch in einem 2. Artikel zur Pew Studie schreibt die Welt wieder, dass Merkel aus ganz Eurpa 74% Zustimmung hätte – man muss hier wohl von einer bewußten Täuschung der Leser ausgehen!
Dass die Deutschen die Politik von Hollande zu 53% befürworten, kann man nur als Gerücht oder mediale Gehirnwäsche einordnen, weil Hollandes Politik deutschen Interessen zuwiderläuft. Offenbar ist sie auch dem französischen Volk zuwider.
EU mit Negativ-Image:
Eine positive Haltung zur Europäischen Union äußerten dagegen nur noch 45 Prozent. Vor einem Jahr betrug die Zustimmungsquote noch 60 Prozent. Für eine Spaltung sorgt der Erhebung nach insbesondere die Sparpolitik in Europa.
Für letzte Behauptung der Welt lassen sich allerdings keine Daten in der Studie finden. Hier wurde bewußt / unbewußt etwas hineinterpretiert, was nicht stimmt! Im Gegenteil – bis auf die Griechen – alle Befragten das Sparen für wichtig (siehe nächsten Punkt!).
Zustimmung zur EU im Länder-Vergleich:
Was halten die Befragten von Einsparungen im Staatshaushalt? Oder sind sie für mehr Staatsausgaben?
59% der Befragten sind dafür, bei den Staatsausgaben mehr zu sparen. Die Spanne reicht von 36% (Polen) bis 81% (Frankreich). Damit stehen die Franzosen gegen die Pläne ihrer sozialistischen Regierung. Den geringsten Sparwillen haben ausgerechnet die Griechen, die die höchste Staatsverschuldung in % des BIP haben. 56% der Griechen sind für mehr Staatsausgaben.
Mehr Macht an Brüssel abgeben?
Das Ausmaß der EU-Gehirnwäsche hat in Deutschland das höchste Maß erreicht. Nur seltsam, dass man niemand kennt, der zu den Befürwortern gehört…
Schuldenunion in Europa?
Wenn man die Zahlen sieht, muss man leider fragen, ob der IQ in Deutschland gesunken ist oder ob die Befragten zu viel Staatsfernsehen konsumieren. Aber auch hier fällt wieder auf, dass kaum jemand jemanden kennt, der eine Schuldenunion befürwortet. Wurden unsere Bundestagsabgeordneten befragt??? Dass Südländer und Ostländer eine dauerhafte Schuldenunion befürworten, dürfte logisch sein – denn Deutschland zahlt ja bekanntlich…
Sind die Deutschen dumm? Angeblich befürworten 52% eine Schuldenunion. 53% der Franzosen lehnen dies ab!
Welches sind die größten Probleme?
Als Hauptprobleme werden von den Bürgern in den acht befragten Ländern Arbeitslosigkeit, Staatsschulden, Preissteigerungen und die Schere zwischen arm und reich angesehen. Letzteres wird einer hier nicht gezeigten Grafik zufolge in Deutschland besonders kritisiert.
Währung Euro als einziges Bindeglied?
Als einen Lichtblick stellen die Autoren das Vertrauen in den Euro heraus, an dem insgesamt mehr als 60 Prozent der Befragten festhalten wollen.
Ausgerechnet die Griechen, die mit Betrug in den Euro eingestiegen sind und deren Volkswirtschaft durch den Euro ruiniert wurde, zeigen die höchste Zustimmung zum Euro:
Hier wurde leider nicht nach der Einführung von Parallelwährungen gefragt, wie sie die AfD zum Ausstieg aus der Schuldenunion vorschlägt.
Die Bürger in den Südländern schätzen die Lage besonders dramatisch ein:
- 79% der Spanier beurteilen die wirtschaftliche Lage negativ
- 94% der Griechen halten die Preisanstiege für ein großes Problem
- 99% der Griechen halten die sinkenden Arbeitsangebote für ein großes Problem
- 84% der Griechen halten die Kluft zwischen arm und reich für ein großes Problem
- 95% der Griechen meinen, die Reichen seien vom derzeitigen System begünstigt
- 78% der Griechen meinen, die wirtschaftliche Integration habe ihrer Wirtschaft geschadet
- 65% der Griechen lehnen die EU ab
- 75% der Griechen meine, ihre Regierung leiste schlechte Arbeit bei der Krisenbewältigung
Die Krise schlägt auf die Mittelschicht durch
Die Bürger wurden auch zu ihrer Einkommenssituation befragt. Die Hälfte der Tschechen und Franzosen hat demnach in den letzten 12 Monaten Phasen erlebt, in denen sie nicht genug Geld hatten, um Nahrungsmittel einzukaufen. Die Eurokrise ist bereits in die Mittelschicht durchgeschlagen, was man daran erkennen kann, dass das Geld für Kleidung zunehmend knapp wird. Besonders hart hat es anscheinend die Franzosen getroffen, bei denen fast 60% der Bevölkerung nicht immer genug Geld für Kleidung haben, wovon die Mittelschicht zu 16 % getroffen ist. In Deutschland macht sich Geldmangel bei 20 bis 27% der Bevölkerung bemerkbar.
→ Link zur Pew-Studie (engl.) mit weiteren Ergebnissen
Siehe auch den 2. Artikel der Welt zur Studie, aus dem diese Grafik stammt:
Siehe auch Spiegel
Es wundert mich nicht, dass Deutschland zum Buhmann #1 mutiert ist. Neben Neid und Mißgunst können noch ganz andere Faktoren eine Rolle spielen. Kennt jemand das Büchlein von Dan Ariely, israelisch-amerikanischer Verhaltensökonom: „Denken hilft zwar, nützt aber nichts“? Er bietet eine gute Erklärung.
Zunächst einmal unterscheidet er zwischen der sozialen und der ökonomischen Sphäre. Ein Beispiel: ein Freund bittet uns, ihm beim Umzug zu helfen. Wir tun das gerne, und sogar kostenlos. Eben weil es ein Freund ist. Obwohl es 5 Stunden dauert und mühsam ist.
Würde mir aber dieser Freund 3€ pro Stunde anbieten, dann würde ich es entrüstet zurückweisen. Warum? Mit dem Geldgebot wechselt mein Freund die Beziehungsebene; meine Tätigkeit wechselt vom sozialen in den ökonomischen Bereich. Dort angekommen würde ich sogar meinen Stundenlohn mit dem eines Möbelpackers vergleichen. Wenn der sagen wir 8€ die Stunde bekäme, würde ich entrüstet mich abwenden….ich arbeite doch nicht für’n Appel und ’n Ei.
So stelle ich mir das auch zwischen Staaten vor. Solange unsere Beziehung auf gemeinsamen Werten beruht, also angesiedelt in der „sozialen“ Sphäre im Sinne von Dan Ariely, solange also können wir Freunde sein. Sobald wir aber in die rein ökonomische Sphäre wechseln, verwandeln sich die ehemaligen Freunde der EU zu reinen Marktpartnern, die – ganz homo oeconomicus – das beste (meiste) für sich rausschlagen wollen.
Wie Prof. Sinn einmal sinngemäß sagte: Wenn aus guten Nachbarn Gläubiger und Schuldner werden, ist es mit dem Frieden schnell vorbei.
Tatsächlich bedeutet Währungsunion, Sparpakete, Troika, Fiskalpakt: Jeder redet jedem rein. Statt die Länder friedlich autonom arbeiten zu lassen – und ihnen eine Währung zu geben, die sie notfalls abwerten können – hat man alle in die ökonomische Zwangsjacke des Euro gepreßt, wo sie nicht eigenverantwortlich abwerten, sondern Spardiktate bekommen. So nötig sie auch sind: sie zerstören die Freundschaft.
Es ist im zwischenstaatlichen Handeln nötig, die ökonomische Ebene und die soziale (Werteebene) nicht zu vermengen. Manchmal mag es sich nicht ganz vermeiden lassen, aber der Euro war definitiv des Schlechten zuviel.