Die Grafik zeigt die Zahl der Verbrechen in deutschen Städten pro 100.000 Einwohner:
Siehe auch:
- Grafik zur gestiegenen Zahl der Diebstähle,
- Grafik zu den Gewaltdelikten,
- Einbruchsdelikte sind um 30 Prozent gestiegen,
- Jeder vierte Tatverdächtige ohne deutschen Pass,
- Brutalität nimmt zu – Schutz der Bevölkerung nimmt ab:
Ermittler beobachten bei einem Teil der Täter eine neue Brutalität. Manche Opfer werden geknebelt, gefesselt und geschlagen. Sie leiden oft noch Monate später an Panikattacken, Schlaflosigkeit oder chronischer Nervosität.
Das ist für viele Geschädigte wesentlich schwerwiegender als der materielle Schaden, der vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) auf durchschnittlich 3300 Euro pro Einbruch beziffert wird. Der Gesamtschaden 2012 beläuft sich demnach auf 470 Millionen Euro, 50 Millionen Euro mehr als im Vorjahr.
Die Zahlen beim Wohnungseinbruchdiebstahl sind besonders alarmierend. Sie zeigen, dass die Polizei das Eigentum der Bürger kaum noch schützen kann. Mehr Polizei wäre nötig. Doch die Bundesländer tun nicht das, was helfen würde.
Im Gegenteil: Vielerorts werden die Einbruchskommissariate personell ausgedünnt. „In einigen Ländern gibt es keine klassische Kripo mehr. Das wissen aber nur die wenigsten. Die Rechnung für diesen Irrsinn zahlen jetzt die Bürger“, sagte André Schulz, Vorsitzender des Bundes Deutscher Kriminalbeamter (BDK), der „Welt am Sonntag“.
Auch andere Experten kritisieren die ständig abnehmende Polizeipräsenz. Nach Angaben der Gewerkschaft der Polizei (GdP) wollen die Länder in den kommenden sieben Jahren bis zu 10.000 Polizeistellen abbauen. Vor allem in Ostdeutschland begründen die Ministerpräsidenten das mit der demografischen Entwicklung.
Aus Spargründen setzt mancher Regierungschef ohnehin darauf, dass irgendwann schon die Bundespolizei einspringen wird. Aber vielleicht sind die Missstände dafür noch nicht groß genug.
Rainer Wendt, der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft, spricht von einem „vorsätzlich organisierten Politikversagen“. Das Gerede vom schlanken Staat habe einen „schwindsüchtigen Staat“ hervorgebracht. Viele Länder hätten in „skandalöser Weise“ Personal in den Einbruchskommissariaten eingespart. Tausende von wichtigen DNA-Spuren würden deshalb einfach liegen bleiben.
„In Berlin waren das allein in Berlin mehr als 8000 DNA-Proben. Eine Auswertung solcher Spuren müssen die Einbrecher also gar nicht fürchten“, klagt Wendt. Der Grund sei, dass die Beamten Prioritäten setzen müssten. Gezwungenermaßen würden sie zuerst die schweren Delikte wie Mord und Totschlag bearbeiten, danach solche wie den Wohnungseinbruchdiebstahl.
Wendt war früher Polizeihauptkommissar in Duisburg und kennt die Praxis. Nun fordert er, dass die Innenministerkonferenz (IMK) von Bund und Ländern, die sich ab 22. Mai in Hannover trifft, das Thema Wohnungseinbruch ganz oben auf die Agenda setzt.
„Das muss das Top-Thema der Innenministerkonferenz sein, und zwar möglichst ständig“, sagte Wendt der „Welt“.
Siehe auch: Was, wenn der Staat uns nicht mehr schützen kann?