In der FAZ erläutert ein erfahrener Arbeitsvermittler welche Hemmnisse es sind, die eine Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt erschweren:
Keinen Schulabschluss, keinen Ausbildungsabschluss, schwere gesundheitliche Einschränkungen, mangelnde Sprachkenntnisse, Langzeitarbeitslosigkeit, hohes Alter, Zuwanderung, Frauen mit kleinen Kindern und Menschen, die einen Angehörigen mehr als zehn Stunden in der Woche pflegen müssen. Ein „durchschnittlicher Hartz-IV-Empfänger“ finde, statistisch gesehen, mit einer Wahrscheinlichkeit von 17 Prozent nach 8 Monaten einen Arbeitsplatz, der ihn aus der Grundsicherung holt, sagt Trappmann. Hat der Empfänger keinen Ausbildungsabschluss, betrage die Wahrscheinlichkeit noch 11 Prozent. Gehe es um eine Frau mit Kleinkind, sinke die Chance auf weniger als 3 Prozent. Meist komme zu einem Problem mindestens ein weiteres hinzu. Nur jeder zwölfte Hartz-IV-Empfänger habe kein Arbeitsmarkthemmnis, sagt Trappmann. Ziemlich genau die Hälfte der Betroffenen habe zwei oder drei gleichzeitig. Für die Vermittler sei das „eine große Aufgabe“.
Sieht man sich die genannten „Hemmnisse“ an, dann fällt auf, dass dort ganz normale Vorgänge, wie sie im Leben eines Menschen üblicherweise vorkommen, genannt werden: Kleinkindbetreuung und das Kümmern um ältere Angehörigen gehören nun einmal zum Menschsein dazu. Dass man sie zu „Hemmnissen“ umdeklariert, ist ein starkes Stück. Auch Krankheiten gehören zum menschlichen Dasein, kein Mensch sucht sich das freiwillig aus. Von daher sollte man diese drei Bereiche nicht als „Hemmnisse“ bezeichnen, sondern sie als natürliche Lebensumstände ansehen, für die es vernünftige Lösungen geben muss.
Mit der Betreuung von Kleinkindern wird ein wichtiger Beitrag für unsere Gesellschaft geleistet, es ist daher dringend notwendig, dass Arbeitgeber hier flexibler reagieren und sich nicht scheuen, geeignete Tätigkeiten zum Beispiel als Heimarbeit auszulagern. Wenn jemand ältere Angehörige pflegt, zeigt er damit ein hohes Verantwortungsbewußtsein. Warum sollte ein Arbeitgeber solchen Menschen nicht eine flexible Teilzeitstelle anbieten? Auch chronische Krankheiten müssen nicht zwingend zum Ausscheiden aus dem Erwerbsleben führen. Eine der Belastbarkeit angepasste Tätigkeit könnte hier Anhilfe schaffen. Es ist für die Zukunft wichtig, dass es für die Vermittlung von Menschen in solchen Lebenssituationen spezialisierte Arbeitsvermittler gibt, die in den Betrieben für kreative und unkonventionelle Lösungen werben.
Anders sieht es mit diesen echten Hemmnissen aus: kein Schulabschluss, kein Ausbildungsabschluss, mangelnde Sprachkenntnisse. Hier liegt ein Defizit auf Seiten des Bewerbers vor, an dem der Betreffende etwas ändern muss. Dass aus diesen Defiziten eine dauerhafte Belastung der Allgemeinheit resultiert, ist nicht hinnehmbar.
Die beiden weiteren genannten Hemmnisse Langzeitarbeitslosigkeit und Zuwanderung sagen alleine noch nichts über die Eignung für das Erwerbsleben aus. Es gibt durchaus Beispiele, wo sich Langzeitarbeitslose wieder in das Erwerbsleben integrieren konnten. Hier kommt es auf die persönliche Motivation an. Gerade Langzeitarbeitslose, die über eine Ausbildung oder Berufserfahrung verfügen, sollten doch noch eine Chance auf dem Arbeitsmarkt haben, wenn man ihnen eine Phase der Einarbeitung zubilligt.
Auch Zuwanderung besagt alleine noch nichts über die Vermittelbarkeit. Der ein oder andere Betrieb hat mit eingewanderten Arbeitnehmern gute Erfahrungen gemacht. Wichtig ist hierbei, dass die Voraussetzungen stimmen. Hier gibt es nämlich oft das Problem der sogenannten Armutseinwanderung. Es wandert dabei ein unzureichend ausgebildeter Personenkreis in ein hoch technisiertes Land ein – und strandet hier zwangsläufig. Dies geht zu Lasten der Allgemeinheit und belastet das deutsche Sozialsystem. Deshalb fordert die Alternative für Deutschland ein Einwanderungsgesetz nach kanadischem Vorbild. Es ist eine Illusion, zu glauben, dass unser Sozialsystem eine unkontrollierte Einwanderung auf Dauer verkraften kann. Dazu sind wir demographisch zu schlecht aufgestellt, dazu reichen unsere Reserven nicht.
Hier noch einige Zahlen aus dem Artikel:
Laut Arbeitsagentur bezieht eine Million Menschen Hartz IV seit dessen Einführung 2005. Etwa 400.000 Fälle stufte die Arbeitsagentur als besonders schwer vermittelbar ein.
Wie groß genau die Gruppe der Abgehängten ist, darüber gehen die Meinungen auseinander. Viele Praktiker und Wissenschaftler sind sich aber einig, dass es sich um mehrere hunderttausend handelt. Werner Eichhorst vom Institut zur Zukunft der Arbeit schätzt deren Zahl auf 300.000 bis 500.000 Personen. Für eine weitere Million Arbeitslose werde es zwar schwierig, aber nicht unmöglich, eine Stelle am ersten Arbeitsmarkt zu erhalten. Sie müssten zunächst viel staatliche Hilfe erfahren, später müsste ihnen die Arbeitswelt außerdem entgegenkommen und etwa Teilzeitarbeitsplätze einrichten.